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«Das Denken in Kategorien finde ich langweilig und gesellschaftlich gefährlich.»

Aktualisiert: 8. März 2023

Aus der Maturaarbeit von Elias Rüegsegger ist innert 10 Jahren der Verein «UND Generationentandem» entstanden, welcher heute 400 Mitglieder zählt und als schweizweites Leuchtturmprojekt im Bereich der Generationenarbeit gilt.



Ein lebendiges Generationen-Miteinander

Der Verein ist ein Generationen verbindendes Netzwerk mit unzähligen Projekten, die ein gemeinsames Generationen-Miteinander erlauben. Das Motto lautet «Jede:r kann mitmachen!». Die Kultur ist geprägt von einer Umsetzungsmentalität: Es gibt ständig mehr Ideen als Ressourcen. Neben dem Magazin veranstalten sie jährlich ein Generationenfestival, publizieren ein Print- und Online-Magazin, bieten Technikhilfe an und organisieren Veranstaltungen wie Generationentalks oder Politpodien.


Die Umsetzung in altersdurchmischten Gruppen erlaubt eine gemeinsame Erfahrung, einen Austausch und ein Kennenlernen unterschiedlicher Lebenswelten. «Wenn wir uns für ein Brainstorming treffen, kochen und essen wir gleich zusammen. Ganz ähnlich wie in einer Grossfamilie», so Elias. «Unser Ziel ist es, Menschen aus verschiedenen Generationen in einen Dialog zu bringen», erklärt er weiter, «Es sind wohltuende Begegnungen, aber auch solche, die uns gegenseitig herausfordern».


Der Charme des Unperfekten

Aktuell findet eine Professionalisierung im Verein statt. Im letzten Jahr ist eine Geschäftsstelle mit fünf Angestellten entstanden, welche insgesamt ein Pensum von 170 Stellenprozent abdeckt. Was weiterhin gilt, ist das proaktive Konzept: «Wenn wir eine Idee haben, dann setzen wir uns zusammen und legen einfach los. Es geht um das Miteinander, nicht darum, die Dinge perfekt umzusetzen. Unsere Projekte haben den Charme des Unperfekten», führt Elias aus. Das Ziel für das nächste Jahr hat er zusammen mit dem Verein und regionalen Unterstützenden schon klar vor Augen: „Wir wollen nicht nur im Kleinen in Thun wirken, sondern über die Grenzen der Stadt hinausdenken. Gleichzeitig möchten wir ein Begegnungszentrum für alle Generationen eröffnen. Wir sind im Gespräch mit der Stadt Thun und können schon bald mehr dazu verraten“. Ebenfalls bereits angekündigt ist, dass das Generationenfestival im September 2023 wieder während zwei Tagen stattfinden wird.



5 Fragen an Elias Rüegsegger

Elias ist Initiant und Gründer von «UND Generationentandem». Er ist Geschäftsleiter und im Beirat des Vorstands tätig. Gleichzeitig ist er im Verein zu 50 Prozent für den Bereich «Entwicklung & Projekte» angestellt. Er studierte Theologie in Bern. Daneben arbeitet er zu 35 Prozent in der Mühle Schönenbühl.


Warum seid ihr so erfolgreich unterwegs oder anders gefragt, warum braucht es «UND Generationentandem»? Ich weiss gar nicht, ob wir wirklich so erfolgreich sind. Müssten wir unsere Projekte direkt primär nach wirtschaftlichen Kriterien messen und beurteilen würden wir wohl durchfallen. Unser Erfolg liegt in den kleinen und grossen Begegnungen der Menschen vor- und hinter den Kulissen. Diese machen und geben Sinn. Und zwar doppelt: Sinn für jeden einzelnen – aber auch für eine Gesellschaft, die verstärkt eine Gemeinschaft sein will. «UND Generationentandem» braucht es für ein mit- und ineinander von Menschen verschiedener Generationen – von Menschen aus verschiedenen Lebenswelten.

Das gemeinsame Arbeiten an Projekten steht bei «UND Generationentandem» stark im Zentrum. Ist das aus deiner Sicht auch der Schlüssel, um Generationen zusammenzubringen?

Dem stimme ich zu. Wobei es nicht einmal eine grosse Rolle spielt, welches Projekt gerade verwirklicht wird. Wenn sich genügend Menschen «reinhängen», mit Kopf, Hand und Fuss, dann kommt’s gut. Projektarbeit eignet sich heute grundsätzlich sehr, um Menschen zu mobilisieren. Projekte geben relativ schnell Wertschätzung, weil ein Resultat zu sehen ist. Und sie sind zeitlich meist absehbar…

Du betonst oftmals, dass der Unterschied zwischen den Generationen gar nicht so gross sei. Was meinst du damit genau? Mein Alter bestimmt meinen Charakter nicht. Das Denken in Kategorien finde ich langweilig und gesellschaftlich gefährlich. Immer wieder überrascht mich eine Person, der ich wegen ihres Alters ein anderes Verhalten oder eine andere Meinung zugeschrieben hätte. Vorurteile haben wir alle – sie immer wieder zu hinterfragen ist eine soziale Grundkompetenz.

«Unser Erfolg liegt in den kleinen und grossen Begegnungen der Menschen vor- und hinter den Kulissen.»

Wo liegen aus deiner Sicht die grossen zukünftigen Herausforderungen in Bezug auf den Generationenaustausch? Dass es diesen überhaupt gibt. Ich würde sogar so weit gehen: Dass es den Austausch zwischen Menschen unabhängig von Berufs- und Familienwelt überhaupt gibt, ist nicht selbstverständlich. Das ist die vielbeschworene Zivilgesellschaft. Wir alle sind Teil davon. Dieser Austausch geschieht nicht einfach von selbst. Er braucht Räume. Physische und digitale. Er braucht Begleitung und Gestaltung. Und der Austausch in der Zivilgesellschaft braucht Förderung – von der Politik auf allen Ebenen und nicht zuletzt von uns allen.

Was ist dein persönlicher Antrieb? Die Welt im Kleinen zu verändern, ohne die grossen Probleme zu vergessen. Und: Dass ich das gemeinsam mit tollen Menschen tun kann.

 



Über «UND Generationentandem»

«UND Generationentandem» ist ein kulturell, sozial, inklusiv und journalistisch tätiger generationenübergreifenden Verein. Entstanden 2012 aus der Maturaarbeit von Elias Rüegsegger leistet er von Beginn an Pionierarbeit im Generationenmiteinander. Der Verein bietet Möglichkeiten zu Begegnung und Auseinandersetzung von Jung und Alt bei Veranstaltungsreihen und gemeinsamen Aktivitäten.

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